Steigende Inflationsraten, zunehmende Zinssorgen und anhaltende Lieferkettenprobleme … Die Belastungsfaktoren für die Finanzmärkte bleiben auch 2023 intakt. Doch jede Krise birgt ihre Chancen und an der Börse werden selbst in stürmischen Zeiten regelmäßig Bullenmärkte ausgerufen. Eine Branche, die in Krisenzeiten immer wieder brillierte, derweil jedoch wenig Beachtung findet, könnte in den kommenden Monaten äußerst schmackhafte Renditen abwerfen. Im wahrsten Sinne des Wortes!
Starke Bohne für schwere Zeiten
Zugegeben, Gold gilt als die Krisenvorsorge Nummer eins. Schokolade, besser gesagt die Kakaobohne, kann dem „Sicheren Hafen“ jedoch durchaus das Wasser reichen. Zumindest in puncto Geschmack! Denn im Gegensatz zum harten Edelmetall gilt Schokolade als ein sofortiger Glücklichmacher, sofern in Maßen genascht wird. Insbesondere die dunklen Sorten, Edelbitter und Zartherb beispielsweise, kurbeln den Serotoninspiegel an, der im menschlichen Gehirn unter anderem für das Wohlbefinden zuständig ist. Bei einem zu niedrigen Serotoninlevel drohen Schlafmangel bis hin zu Depressionen!
Ein weiterer Pluspunkt: In geringen Mengen hat Schokolade positive Effekte auf das Herz-Kreislauf-System. Auch hier ist die dunklere Variante ihrer hellen Alternative einen Schritt voraus, da der enthaltene Kakaobohnenanteil bei kräftigen Sorten höher ausfällt. Nicht zuletzt eine Reihe wertvoller Antioxidantien macht Schokolade zu einer aus ärztlicher Sicht vertretbaren Sünde.
Hinzu kommt das Belohnungsprinzip. Schokolade ist und bleibt (für die meisten Menschen) etwas Besonderes, etwas nicht Alltägliches. Und: Sie gehört zu den wenigen Luxusgütern, die sich trotz steigender Inflation und Lieferkettenproblematik finanzieren beziehungsweise organisieren lässt. Im Gegensatz zu Klopapier, Nudeln und Mehl gab es die Bohne auch im tiefsten Lockdown in Hülle und Fülle zu kaufen, zu genießen und nochmals zu kaufen.
Auch in Krisenzeiten hohe Nachfrage
Apropos Lockdown: Die Corona-Pandemie stellte einmal mehr die Krisentauglichkeit von Tafel, Riegel, Hase & Co. unter Beweis. Die deutschen Werke etwa mussten ihre Produktion auf rund 1,1 Millionen Tonnen der zarten Versuchung hochfahren – allein um die heimische Nachfrage zu stillen. Verglichen zur Vor-Corona-Zeit ergibt dies ein Plus von 6 Prozent.
Es kommt noch besser. Schätzungen zufolge soll der Bedarf weiter konstant klettern. Hierzulande wird ein jährlicher Zuwachs des Pro-Kopf-Verbrauchs von 8 Prozent prognostiziert. Zuletzt verspeiste der Ottonormal-Schlemmer rund 6 Kilogramm des süßen Klassikers und soll 2028 bereits an der 7-Kilogramm-Grenze knabbern! Für die Schokoladenindustrie ergibt dies laut der Analysefirma Markets and Markets ein Umsatzwachstum von 5 Prozent. Pro Jahr, versteht sich.
Noch imposanter wirken die Prognosen in Anbetracht der zuletzt stark angezogenen Preise. So verteuerte sich die cremige Masse auf Jahressicht zuletzt um rund 12 Prozent. Klarer Profiteur ist die Schokoladenindustrie. Stichwort Preissetzungsmacht! Ein kleiner Wermutstropfen schwingt im Schoko-Business dennoch mit: Einigen Großkonzernen, allem voran der Mars Gruppe, wird unfaires Preismanagement vorgeworfen.
Der Einzelhändler Netto beispielsweise verbannte neulich die Schmankerl der Bounty- und Twix-Reihen aus seinen Regalen. Sogar die weniger preissensible Edeka-Kundschaft könnte demnächst ins Leere greifen, wenn Milka, Marabou und Toblerone im Korb landen sollen. Denn auch Edeka will für die genannten Klassiker den Inflationsstecker ziehen. Dass besagte Handelsketten jedoch ebenfalls kräftig an der Preisschraube drehen und die Preise für ihre Eigenmarken teilweise bereits im zweistelligen Prozentbereich angehoben haben, wird von den kundenbesorgten PR-Abteilungen verschwiegen.
Top Schokoladen Aktien für 2023
Die schlechte Nachricht vorweg: Die Aktie des größten und traditionsreichsten Schokoladenproduzenten ist in Deutschland nicht an klassischen Börsenplätzen handelbar. Denn bei der Lindt & Sprüngli AG handelt es sich um ein Unternehmen aus der Schweiz, deren Aktien zudem an der SIX Swiss Exchange gelistet sind. Wertpapiere von schweizerischen Gesellschaften sind in der gesamten Europäischen Union allerdings vom Handel ausgeschlossen. Mehr noch: Der Handel mit Schweizer Aktien ist EU-weit untersagt!
Das Gebot, besser gesagt Verbot, gilt seit 2019 und dürfte einige weitere Jahre Bestand haben, denn zum aktuellen Zeitpunkt sind keine Bemühungen zu erkennen, dem Alpenland seinen einstigen Status als „äquivalenten Drittstaat“ wieder zuzusprechen! Damit steht die Schweiz auf einem Level mit Staaten wie Myanmar und Pakistan. Besonders hungrige Anleger finden in Partizipationsscheinen und Zertifikaten einen Ausweg. Käufer solcher Produkte sollten sich jedoch deren Struktur, Kosten und Risiken bewusst sein. Und auch wer über eine Drittbank die Lindt & Sprüngli Aktie (ISIN: CH0010570759) ordern kann, sollte sich nicht zu früh freuen. Aktuell notiert ein Anteilsschein des Weltmarktführers bei 101.900 Schweizer Franken, was umgerechnet gut 102.000 Euro entspricht.
Die gute Nachricht: Wir haben zwei Aktien führender Konzerne aus dem Schokoversum ausfindig gemacht, die Anlegern eine ebenso schmackhafte Rendite wie Aktie der Chokoladenfabriken Lindt & Sprüngli AG versprechen. Und entgegen der europäischen Nummer eins sind unsere Alternativen uneingeschränkt in Deutschland handelbar.
Hershey’s
Süß trifft salzig! Das Snackportfolio von Hershey’s oder auch The Hershey Company besteht in erster Linie aus Schokoladenriegeln, beinhaltet allerdings auch einige herzhafte Naschereien. Im abgelaufenen Geschäftsjahr generierte der Konzern mit Marken wie Mr. Goodbar, Almond Joy und dem via Lizenzrechterwerb eingekauften Schoko-Keks-Klassiker Kit Kat (Nestlé) Umsätze von rund 9,37 Milliarden US-Dollar (91 Prozent). Besonders starke Zuwächse verzeichnet man jedoch im Bereich der „gesunden“ Knabbereien. Die glutenfreien Reihen Skinny Popcorn und Dot’s Pretzels beispielsweise treffen voll und ganz den fitten Naschkatzen-Zeitgeist. Dank der Proteinriegel aus der Reihe One dürfen sogar Sportler ohne Reue ins kohlenhydratreduzierte Süße beißen.
Hierzulande ist Hershey’s weniger bekannt. Tatsächlich jedoch hat sich der Multimilliardenkonzern mittlerweile auf der ganzen Welt ein Standbein aufgebaut. Nicht zuletzt bringt man auch zunehmend Kunden in Asien, im Nahen Osten und sogar in Afrika auf den Geschmack.
Für Zurückhaltung bei Anlegern sorgte zuletzt die Nachricht, Hershey’s werde von einem Verbraucher auf eine Schadensersatzzahlung in Höhe von 5 Millionen US-Dollar verklagt. Laut der Nachrichtenagentur Reuters behaupte ein New Yorker, eine mit Blei- und Cadmium verunreinigten Schokolade verzehrt zu haben. Hershey’s selbst bezog bisweilen keine Stellung zu den Vorwürfen.
Derweil befindet sich die Hershey’s Aktie (ISIN: US4278661081) in einem klaren Aufwärtstrend, doch bis zum Allzeithoch bei 242 US-Dollar besteht noch Luft nach oben. Zur Unterseite sind Unterstützungszonen bei 214 US-Dollar sowie 202 US-Dollar zu erkennen. Anfang Februar konnte das Papier die 200er-Tage-Linie überwinden und dürfte in den kommenden Wochen zusätzliche Stärke aufbauen. So oder so: Anleger, die dem Schoko-Riesen seit dem Börsengang (1927) die Treue gehalten haben, blicken auf eine mehr als saftige Rendite. Gemessen an der durch Aktiensplits bereinigten Erstnotiz bei 3,30 US-Dollar kann die Aktie mit einer Kurs-Performance von 7.100 Prozent aufwarten. Hinzu kommen schätzungsweise 120 Dividendenausschüttungen!
PS: Der Emissionspreis sowie der erstmalig festgehaltene Börsenkurs der Hershey’s Aktie betrug 39 US-Dollar.
Mondelez
Ebenfalls in Europa weniger bekannt ist die Mondelez International Inc. Wie der Name erahnen lässt, handelt es sich hierbei jedoch um einen international agierenden Konzern. Viele Konsumenten sind sich selten bewusst, welcher Konzern hinter dem Lieblingsaufstrich, der Lieblingsschokolade oder dem Lieblingskaugummi steckt. Tatsächlich jedoch ist Mondelez mit den Marken Philadelphia, Milka und Stimorol ein absoluter Dauergast in deutschen Haushalten.
Angesichts einer Marktkapitalisierung von rund 92 Milliarden US-Dollar übertrifft Mondelez den Börsenwert der Hershey Company von 46,3 Milliarden US-Dollar deutlich. Dennoch kann die Mondelez International Inc. Aktie (ISIN: US6092071058) nicht mit der Performance der Hershey’s Aktie Schritt halten. Grund: Die Mondelez Aktie ist erst seit dem 1. Oktober 2012 handelbar, da es sich bei dem Papier um eine Ausgliederung aus der Kraft Foods Gruppe handelt.
Anders als bei der historischen Performance sind bei den Kennzahlen kaum Unterschiede beziehungsweise klare Stärken ersichtlich. So kann Mondelez sowohl im Umsatzwachstum als auch bei der finanziellen Stabilität einen Hauch besser als Hershey’s abschneiden. In Sachen Gewinn pro Aktie (EPS) sowie der Nettomarge triumphiert wiederum der Schoko-Pure-Play. Demgegenüber punktet Mondelez mit einer regelrechten Aktienvernichtung: Rund 7 Prozent der eigenen Konzernanteile kaufte Mondelez in den letzten fünf Jahren zurück. Ein Ende ist nicht in Sicht, was den EPS in den kommenden Jahren überproportional anheben sollte. Zum Vergleich: In die Firmenkasse der Hershey Company flossen seit 2018 rund 2,5 Prozent der eigenen Aktien zurück.
Übrigens: Mondelez International Inc. steckt ebenfalls hinter Toblerone! Der mittlerweile auch in den Varianten Dunkel, Weiß, Crunchy Almonds und Fruit & Nut erhältliche Zacken-Riegel erfreut sich insbesondere an Flughäfen großer Beliebtheit. Ergo könnten Anleger in Maßen von der erstarkenden Reiselaune nach den weltweiten Lockdowns profitieren. Doch Vorsicht: Ein Investment in die Mondelez International Inc. ist selbstverständlich nicht mit einem Investment in die Reisebranche gleichzusetzen.